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Aktuelles

Neue Perspektiven für eine alte Geschichte

Jugendkreuzweg in Miltenberg – 14 Stationen von Jugendlichen für Jugendliche – Feier des Jugendkreuzwegs am 4. April

Miltenberg (POW) Ein Kleidercontainer, ein Joch mit zwei Eimern, eine ausgestreckte Hand, die aus einer Mauer ragt – das alles sind Elemente eines ungewöhnlichen Kreuzwegs, der seit 2019 auf dem Gelände des Jugendhauses Sankt Kilian in Miltenberg zu finden ist. Er ist das Ergebnis eines Projekts, das zwei Jahre zuvor begann und dann über drei Jahre in verschiedenen Phasen fertiggestellt wurde.

Die Idee dazu kam von einer Bundesfreiwilligendienstleistenden des Jugendhauses, die von dessen Leiter Lukas Hartmann und dem damaligen Jugendseelsorger Bernd Winter gerne aufgegriffen wurde. Ihnen war dabei wichtig, die alte Geschichte mit neuen Perspektiven zu erzählen. „Wir wollten Personen aufgreifen, die sonst in der Passionsgeschichte nur am Rande vorkommen, und wir wollten Jugendliche und junge Erwachsene an diesem Projekt beteiligen“, erklärt Hartmann heute. Und so entstanden während der „Ora et Labora“-Tage des Jugendhauses in den Karwochen 2018 und 2019 und im Zuge der 72-Stunden-Aktion des Bunds der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) im Jahr 2019 die insgesamt 14 Stationen.

Bei jedem Durchlauf stand ein anderes Material im Mittelpunkt der Arbeit. Zunächst war es Beton, zu sehen beispielsweise an der ersten Station „Schuldig oder nicht?“, für die Hände aus Keramiksplittern in einen Betonhintergrund gegossen sind. Als nächstes ging es um Holz. Dabei wurde die Gruppe von einem Holzbildhauer aus Oberammergau begleitet. So entstand beispielsweise die Station „Maria legt Jesus die Hand auf“ oder eine Pieta zur Station „In Mutters Schoß“, die von Hartmann selbst gestaltet wurde. Beim dritten Durchlauf bekam dann im Rahmen der 72-Stunden-Aktion des BDKJ eine Gruppe aus Kleinwallstadt den Auftrag, aus im Jugendhaus vorhandenen Material die restlichen Stationen zu kreieren. Entstanden ist dabei unter anderem die Station am Kleidercontainer. Sie heißt „Kleider machen Leute“ und bezieht sich auf die Bibelstelle, in der es heißt: „Sie verteilten meine Kleider unter sich und warfen das Los um mein Gewand“ (Joh 19,24). Daneben steht eine sogenannte „Give-Box“, also ein Schrank, in dem man Sachen unterstellen kann, die man verschenken will. Wer etwas für sich Interessantes findet, kann sich jederzeit etwas mitnehmen. Der Kreuzweg greift damit sehr aktuell die Konsumgesellschaft auf und fordert dazu auf, über die Wegwerfkultur nachzudenken und anders zu handeln. „Wir haben dadurch versucht, damit auch Themen der Jugend und Jugendverbandsarbeit aufzugreifen“, erklärt Hartmann.

Selber aktiv werden, das kann man auch an der Station „#Challenge accepted – ein Joch“. Sie erinnert an den Anfang der Passion, als Jesus das Kreuz auf sich nimmt, um es selbst auf den Berg Golgatha zu tragen. Hier wird man dazu eingeladen, Steine zu suchen, die für die Last stehen, die man alltäglich selber mit sich herumträgt. Wer möchte, kann dazu Stichworte mit einem Filzstift auf die Steine schreiben. Sie werden in die Eimer gelegt, die dort an einem Joch hängen. Dann besteht die Möglichkeit, sich dieses Joch über die Schultern zu legen und ein paar Schritte zu gehen, um zu spüren, wie bedrückend diese schwere Last ist.

Hartmann empfand es als Herausforderung, eine so alte und durch die Tradition aufgeladene Geschichte für junge Menschen neu zu beleben. „Wir wollten das, was wir alle irgendwie auswendig aus der Karwoche kennen, herunterbrechen und zeitgemäß übersetzen“, sagt er. Das soll auch durch die Impulsfragen zu den Stationen und die immer neuen Perspektivwechsel gelingen, die sich auf den Lebensalltag heutiger junger Menschen beziehen. Zeitgemäß ist auch die Form, wie die Stationen präsentiert werden. Man kann zwar im Jugendhaus eine gedruckte Arbeitshilfe zum Kreuzweg bekommen, doch auf den Schildern zu den einzelnen Stationen leiten einen auch QR-Codes zu den Texten, die man dann auf dem Smartphone oder mit dem Tablet abscannen kann. Grundsätzlich kann man den Kreuzweg jederzeit im Garten des Jugendhauses besuchen. Man muss auch nicht alle Stationen besuchen, sondern kann sich einzelne herausgreifen, um sich dann von den Motiven der Passion inspirieren zu lassen.

Weitere Informationen zum Jugendkreuzweg gibt es unter www.jugendhaus-st-kilian.de/jugendhaus-st-kilian/jugendhauskreuzweg.