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Aktuelles

Ein Haus für alle Menschen

50 Jahre Martinushaus in Aschaffenburg – Von Anfang an dem Vorbild des heiligen Martin von Tours verpflichtet – Ab 5. November Jubiläumsprogramm mit Musikspiel, Podiumsdiskussion, Martinszug und „Tag der offenen Tür“

Aschaffenburg (POW) Am 11. November 1972 hat Bischof Josef Stangl das Martinushaus im Herzen Aschaffenburgs eingeweiht. Damit ging ein lange gehegter Wunsch der Katholiken am Untermain nach einem Regionalzentrum für die Aschaffenburger Dekanate in Erfüllung. Bereits 1966 war der Martinushausverein gegründet worden. Dessen damaliger Vorsitzender Dr. Karl Graser trieb gemeinsam mit Pfarrer Ferdinand Scherpf aus dem Aschaffenburger Stadtteil Nilkheim die Idee eines katholischen Dienstleistungszentrums voran. Die Grundsteinlegung für das Gebäude wurde am 12. April 1971 gefeiert, und 20 Monate später wurde pünktlich zum Martinstag das Gebäude eingeweiht. Gefeiert wird das Jubiläum ab Samstag, 5. November, mit einem umfangreichen Programm.

In seiner Ansprache zur Einweihung bezeichnete Bischof Stangl das Haus als ein Zentrum der Bildung, des geistigen Austausches und der Gemeinschaft für die Region Untermain. Im Gebäude befanden sich damals Räume für die Verbands- und Jugendarbeit, verschiedene Beratungseinrichtungen der Caritas, Räume für Sitzungen und Tagungen sowie ein großer Saal mit Bühneneinrichtung und 500 Sitzplätzen. Das Gebäude war direkt an das drei Jahre zuvor erbaute Kolpinghotel angeschlossen. Von dort aus konnten bei Bedarf die Veranstaltungen auch mit Essen und Getränken versorgt werden.

Benannt wurde das Haus nach dem heiligen Martin von Tours. Zu ihm gibt es durch die Geschichte des Untermains eine lebendige Beziehung, denn bis 1803 gehörte die Stadt zum Bistum Mainz, dessen Diözesanpatron er ist. Auch für die Aschaffenburger gilt er als Stadtpatron und findet sich im Wappen der Stadt. Der heilige Martin wurde schnell zum Markenzeichen des Hauses, das mit seinen verschiedenen Fachstellen soziales Engagement, Lebenshilfe und Bildung für alle Menschen bieten sollte.

Erster Rektor des Hauses war Pallottinerpater Josef Danko. Neben seinen Leitungsaufgaben war er für den Ausbau der Erwachsenenbildung zuständig. In einem Artikel des Würzburger katholischen Sonntagsblattes zur Eröffnung des Hauses wünschte er sich damals das Martinushaus als eine Einrichtung, in der Menschen befähigt werden, Lösungen für die Fragen und Probleme der Zeit zu finden. Glaube und Evangelium sollten dabei das tragende Fundament sein, das zur persönlichen Entfaltung, zum gesellschaftlichen Engagement und zur Sinnerhellung aller Lebensbezüge beiträgt. Dazu hob Danko ein buntes Programm mit Vorträgen, Tagungen, Diskussionsveranstaltungen und Fahrten aus der Taufe. Seniorenarbeit war eine wichtige Säule des Programms, ein wöchentlicher Seniorenclub lud zu den unterschiedlichsten Themen ein. Aber auch Angebote wie der Treff für Alleinerziehende, Kosmetikkurse oder die Reihe „Dienstagsgespräch“ zeigten, dass man die Welt der Menschen im Blick hatte und hilfreich zur Seite stehen wollte.

Seinem Namenspatron gerecht wurde das Haus auch mit einer Veranstaltung am Heiligabend für Obdachlose und Einsame am 24. Dezember 1973. Beim ersten Treffen kamen etwa 30 Personen zusammen. Bis heute wird diese Einladung ausgesprochen, zwischenzeitlich wurden zu dieser Feier bis zu 350 Gäste begrüßt.

Bis 1996 stand das Haus unter der Leitung von verschiedenen Pallottinerpatern, mit Dr. Gabriele Lautenschläger wurde dann erstmals eine Frau Rektorin. Im Laufe der Jahre wurde das Gebäude für die Vielzahl der kirchlichen Einrichtungen zu klein, und als in den 1980er Jahren das Kolpinghotel schließen musste, wurde dieser Komplex provisorisch zum Bürogebäude umfunktioniert. Wasserschäden, ein undichtes Flachdach, Verschleißerscheinungen im sanitären Bereich und die Feststellung, dass das Gebäude mit Schadstoffen belastet war, führten in den 1990er Jahren zur Entscheidung der Diözesanleitung, an gleicher Stelle ein neues Haus zu errichten. 2002 wurde das alte Martinushaus abgerissen, 2005 war der von Architekt Otto Huttner entworfene Neubau fertiggestellt.

Der Neubau bietet 3400 Quadratmeter Nutzfläche und ist bis heute eine Zentralstelle für unterschiedliche Dienste und Aufgaben. Neben dem Saal mit bis zu 350 Sitzplätzen und mehreren Tagungsräumen sind in dem Gebäude aktuell folgende Einrichtungen untergebracht:

• die Verwaltung des Tagungs- und Bildungsbetriebs

• der Erwachsenenbildungsverein Martinusforum Aschaffenburg – Schmerlenbach

• das Dekanatsbüro für Stadt und Landkreis Aschaffenburg

• die Katholische Arbeitnehmer-Bewegung (KAB)

• die Betriebsseelsorge

• die Internetseelsorge

• die Ehe- und Familienseelsorge

• die Regionalstelle für Kirchliche Jugendarbeit

• die Jugendbildungseinrichtung Katakombe

• der Caritasverband für Stadt und Landkreis Aschaffenburg mit folgenden Diensten: der allgemeine soziale Beratungsdienst, die ergänzende unabhängige Teilhabeberatung (EUTB), die Kleiderkammer, die Psychosoziale Beratungsstelle, die Beratungsstelle für Kinder, Jugendliche und ihre Eltern sowie die Flüchtlings- und Integrationsberatung

Aktuell arbeiten im Haus in der Treibgasse 26 rund 100 Mitarbeiter. Im Jahr vor der Coronapandemie 2019 gab es im Haus mehr als 1600 Veranstaltungen, die von insgesamt rund 35.000 Menschen besucht wurden. Zu den von der Erwachsenenbildung organisierten Veranstaltungen kommt etwa die Hälfte der Besucher aus dem Stadtgebiet, die anderen zum Großteil aus dem Landkreis Aschaffenburg.

Die aktuelle Leiterin für Tagung und Verwaltung ist Anje Elsesser, Rektorin und Leiterin für die Bildungsarbeit ist Dr. Ursula Silber. Mit der Feier des Jubiläums wollen sie nicht nur zurückblicken, sondern ein Zeichen setzen, dass sich das Haus dem Vorbild des heiligen Martin weiter verpflichtet sieht. So wie er für den Bettler den Mantel geteilt habe, ginge es heute darum, für die Teilhabe aller Menschen an Kultur, Bildung, Gesundheit, Arbeit und Existenzsicherung zu kämpfen. „Wir bemühen uns auch in Zukunft um niederschwellige Zugangsmöglichkeiten und eine Willkommenskultur für alle Menschen, die bei uns zu Gast sind“, sagt Silber. Für die Theologin ist klar, dass die Arbeit, die in den verschiedenen Dienststellen geleistet wird, ein wichtiger Faktor für das Gesicht von Kirche vor Ort ist.

Das 50. Jubiläum feiert das Martinushaus mit einer Fülle von Veranstaltungen.Dabei soll der heilge Martin als Namenspatron im Mittelpunkt stehen.

Das komplette Programm gibt es zum Herunterladen im Internet (www.martinushaus.de).